Tour de Suisse des Rundkappenfallschirm-Teams


(von Sandro Plüss, President RCPT-Suisse)

Ein lang gehegter Traum wurde in die Realität umgesetzt. Viele unterschiedliche Events durften wir bereits in der Vergangenheit mit unserem Team realisieren, jedoch stand schon seit geraumer Zeit die Idee im Raum, eine mehrtägige Flug- und Fallschirmsprung-Operation quer durch die Schweiz zu organisieren. 

Eine solche Unternehmung verlangt ein grosses Engagement in der Vorbereitung und der effektiven Event-Organisation. Dementsprechend begann die Planung bereits ein Jahr zuvor und musste entsprechend den verschiedenen Möglichkeiten und Auslegungen immer wieder auf ein Neues beurteilt werden. Hierzu standen folgende Faktoren im Vordergrund:

  • Welche Flugplätze/Landezonen kommen für uns überhaupt in Frage?
  • Sind wir dort auch willkommen?
  • Bestehen Ausweichmöglichkeiten bei Schlechtwettereinflüssen?
  • Können wir auf den ausgewählten Plätzen übernachten und uns gegebenenfalls verpflegen?

Und so kam es, dass wir nach einer ursprünglichen Träumerei mit den harten Fakten von organisatorischen Entscheidungsgrundlagen konfrontiert wurden. 

Ein Marathon von Anfragen und Besichtigungen der einzelnen Plätze wie auch Gespräche mit den Flugplatzverantwortlichen mussten in Angriff genommen werden. Trotz einiger Bedenken im Vorfeld wurden wir mit unserer Idee überall mit grosser Begeisterung willkommen geheissen, und das ermutigte uns, die weitere Planung voranzutreiben. Wie immer benötigt man für einen Fallschirmabsprung auch ein geeignetes Absetz-/Transportflugzeug, und so fiel die Wahl wie schon in der Vergangenheit auf die legendäre AN-II vom Antonov-Verein Schweiz unter der Leitung von Christoph Dubler, der mit seiner langjährigen Erfahrung als Pilot für uns ein fester Bestandteil für eine erfolgreiche Umsetzung war.

Aus ursprünglich drei unterschiedlichen Varianten entscheiden wir uns dann für die folgende Routenauslegung: 

Tag 1
Grenchen – Thun – St. Stephan – Saanen

Tag 2
Saanen – Reichenbach – Kägiswil – Igis

Tag 3
Igis (Bad-Ragaz) – Triengen – Bettlach 

Endlich war es dann so weit, und der Eventstart erfolgte in aller Früh am Samstagmorgen des 29. Juli. Wir bestiegen hoch motiviert die AN-II in Grenchen und avisierten unser erstes Absprungziel auf dem Flugplatz Thun. Wie so oft stand im Vorfeld eine Ungewissheit im Raum betreffend Meteoverhältnisse und örtliche Absprunggegebenheiten. Aber der erste Sprung glückte für alle Teilnehmer auf Anhieb, und nun gab es kein Zurück mehr, die weiteren mussten folgen! 

Nach einer kurzen Wiedererstellung der Fallschirmpackung ging es dann schon weiter zum zweiten Zwischenziel, dem Flugplatz St. Stephan. Dort oben wurden wir dann konfrontiert mit wechselnden Höhenwinden, die dem Absetzer volle Konzentration abverlangten, um den Absetzpunkt korrekt zu bestimmen. Aber auch hier «alle Springer im Ziel», und wir durften anschliessend die erste Verschnaufpause geniessen, und eine interessante Führung des Huntervereins in seinen heiligen Katakomben inklusive einem spannenden Vortrag des ehemaligen Flugplatzkommandanten der Hunter-Staffel, Jürg Hoppeler. 

Mitte Nachmittag zeichnete sich hier aber bereits eine zunehmende Schlechtwetterfront ab, und es begann zu unserem grossen Verdruss zu regnen. Auch das Meteo-Radar schien sich nicht entscheiden zu können, denn die jeweiligen Angaben änderten beinahe im Fünf-Minuten-Takt. So fiel am frühen Abend nach einer kurzen trockenen Phase die Entscheidung, nach Saanen weiterzufliegen und dort den letzten Sprung des ersten Tages zu wagen. 

Leider folgte direkt beim Einfliegen auf Saanen eine Regenzelle, die uns jedoch nicht von unserem Vorhaben abbrachte und wir bei leichtem Regen trotzdem einen weiteren Absprung direkt auf die dafür vorgesehene Landewiese absolvierten. Zu unserer grossen Freude wurden wir anschliessend vor Ort von Felix Deutsch und seinen Segelflugkameraden willkommen geheissen und genossen zusammen einen wunderbaren Abend mit einem genüsslichen Gulasch und vielen interessanten Gesprächen. 

Tag zwei brach an, und wir machten uns über Saanenmöser auf den Weg hinunter nach Reichenbach im Kandertal, wo wir die Landezone von Skydive Switzerland erfolgreich besprangen.  Das Wetter war zu diesem Zeitpunkt immer noch wechselhaft, schien sich jedoch zunehmend zu bessern. Der Regen blieb aus, vereinzelt hingen die Wolken noch tief, was unser Vorhaben, über den Brünig zu fliegen, nicht zuliess. So wählte unser tollkühnes Pilotenteam die Route über den Beatenberg, weiter durch das Entlebuch, um den Pilatus herum, und lieferte uns pünktlich in Kägiswil ab. Somit hatten wir bereits den fünften Sprung sicher in der Tasche, und von nun an zeigte sich die Sonne in voller Pracht, was bereits für Schweissperlen sorgte. Weiter ging die Reise über die Alpen via Walenstadt, durch das Rheintal zu unserer Aussenlandezone in Igis bei Landquart. In der malerischen Umgebung beendeten wir den zweiten Tag mit einem gelungenen Absprung auf eine Wiese des lokalen Landwirts, der uns für die kommende Nacht sein Quartier anbot, und wir durften den Tag mit köstlichen Grillwaren und einem guten Glas Wein ausklingen lassen.

Der letzte und dritte Tag brach an. Wir machten uns von Bad-Ragaz aus wieder auf den Rückweg durchs Mittelland und landeten unterwegs gezielt auf der kleinen Landezone des PSC-Triengen. Anschliessend hiess es die Fallschirmpackung erstellen und einsteigen zum letzten Sprung. In unmittelbarerer Nähe zu Grenchen, nämlich in Bettlach, glückte uns dann noch der finale Absprung auf die Aussenlandezone des Industrieparks von Beat Hediger.  Die Freude war gross. Wir hatten es geschafft, in drei Tagen acht unterschiedliche Plätze anzufliegen mit neun erfolgreichen Fallschirmabsprüngen. Und dies trotz anfänglichem Kampf mit den Wetterelementen. Wir feierten unsere gelungene Unternehmung an diesem besagten Abend noch bis tief in die Nacht hinein und werden die Tour de Suisse noch lange in Erinnerung behalten. 

An dieser Stelle muss auch klar gesagt werden, dass ein solch mehrtägiges Abenteuer nur möglich war dank der Unterstützung unseres Logistikteams, das immer vorab von Platz zu Platz reiste und uns die nötigen Live-Informationen der Meteo-Gegebenheiten lieferte und im übrigen uns auch mit hervorragender Verpflegung überraschte. Nicht zuletzt ein herzliches Dankeschön an alle Flugplatzbetreiber, die uns grünes Licht gaben, ihre Infrastrukturen für unser Vorhaben zu nützen. 

Mit unseren Rundkappenfallschirmen quer durch die Schweiz, gekrönt von neun Absprüngen, ist und bleibt ein Highlight, und wer weiss, vielleicht gibt es in Zukunft eine Fortsetzung dieser Tour de Suisse. 

Bis dahin allzeit «Glück ab» vom Round Canopy Parachuting Team Suisse. 


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