Letzter Flug zum Bücker-Flugzeugwerk


(von Thomas Friedli und Harry Schenk)

Das Bücker-Flugzeugwerk liegt südlich von Berlin in Rangsdorf. Die ersten sechs Bücker Jungmann und Jungmeister der Schweizer Luftwaffe wurden hier produziert und in die Schweiz überflogen, bevor das Dornier-Werk in Altenrhein den Grossteil der Flotte in Lizenz produzierte. Der Flugplatz Rangsdorf und das Werk wurden 1945 durch die Sowjet-Luftwaffe übernommen und 1994 stillgelegt. Seither liegen die Anlagen brach. Da nun konkrete Pläne vorliegen, das Gelände mit Wohnungen zu bebauen, wurde ein letztes Fly-In vom Freitag 23. bis Sonntag 25. Juni 2023 organisiert.

Im November wurde bekannt, dass das Treffen stattfinden wird, und wir begannen mit der Planung für den knapp 800 Kilometer langen Flug mit der HB-UUD/ A-9 vom Bücker-Fan Club Thun (BFCT). Mit 88-Liter-Tank und 35 Litern Verbrauch pro Stunde bei 170 km/h ein etwas aufwändiges Unterfangen, da mindestens drei Zwischenlandungen angezeigt waren. 

Wenn möglich wollten wir sowohl Hin- und Rückflug jeweils in zwei Tagen absolvieren, um das Vorhaben gemütlich anzugehen. Leider machte der Durchzug einer Kaltfront mit Starkregen und -wind am Donnerstag und Freitag einen Strich durch unsere Rechnung. Am Samstagmorgen Punkt 07:30 Uhr starteten wir dann bei bestem Wetter in Thun Richtung Deutschland. Zu dieser Zeit hatte Rangsdorf noch starken Dunst, und aufgrund des Wetters war noch kein Flugzeug gelandet. Die Wetterprognose für unsere Route war aber gut, und nach der Zollabfertigung in Mengen sowie Tankstopps in  Dinkelsbühl, Chemnitz und Schönhagen konnten wir uns beim Berlin-Brandenburg-Tower zur Landung in Rangsdorf anmelden. 

Nach der zehnstündigen Reise wurden wir herzlich von Harrys Bruder Frank empfangen. Er war am Vortag mit der Bahn angereist, um am Treffen teilzunehmen. Seine Unterstützung war Gold wert, da zu dieser Zeit die meisten Flugzeuge gelandet waren und das «Ankunftsbüro» bereits geschlossen war. Auf dem Gelände vor der alten «Einfliegerhalle» hatten sich etwa vierzig historische Flugzeuge versammelt, darunter auch vier Jungmann, die aus der Schweiz angereist waren. 

Nach einem gemütlichen Abend unter Gleichgesinnten im Festzelt, mit schmackhaftem deutschem Buffet, gingen wir drei zu Fuss und glücklich ins Seehotel. 

Leider wurde für Montag bereits ein weiterer Regendurchzug angekündigt, und der Temporär-Flugplatz war nur bis Sonntagabend nutzbar. Daher entschieden wir uns für den Abflug am Sonntagmorgen. Nach Stopps in Chemnitz und Bayreuth durften wir die aussergewöhnliche Gastfreundschaft der Geschwister Dolderer in Tannheim geniessen; ein Hangarplatz für die A-9, ein tolles Nachtessen mit Aussicht auf den Flugbetrieb, interessante Übernachtung im Zweierzimmer, Blitz-Frühstück im Hangar, serviert von Matthias (ehemaliger Red-Bull Air-Race Pilot). So ging es am Montag früh weiter in Richtung Thun. Der Vorbeiflug am Flugplatz Altenrhein, wo unsere A-9 im Jahr 1937 das erste Mal das Licht der Welt erblickte bzw. in die Luft kam, war nach dem Rangsdorf-Besuch besonders eindrucksvoll.

Trotz gutem Wetter schien der Flugplatz Thun bei der Ankunft vor dem Mittag wie ausgestorben zu sein. Gross war die Überraschung, als beim Ausrollen Peter Adam vom BFCT mit zwei kühlen Bieren angesprungen kam. Was für ein toller Abschluss dieser einmaligen Flugreise!


Links:
https://old.hermannkeist.ch/buecker.html
https://www.arche-foto.com/buecker-werke_rangsdorf.html
https://buc-36.de
https://www.bueckertreffen.de/

Fotos:
airfoto.jencik.net
Ulrich Wenger
Harry Schenk
Thomas Friedli


2 thoughts on “Letzter Flug zum Bücker-Flugzeugwerk”

    1. Lieber Hans
      Danke für dein Feedback. Vielen Dank auch an dich und Philippe für die speditive Abwicklung unserer Zollanmeldungen!

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