Flugplatz Saanen im Winterbetrieb


von Röbi Möhl, Obmann der Fluggruppe Saanenland


Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, mit Erich Imboden ein Interview zu führen und gewann damit einen interessanten Einblick in den täglichen, anspruchsvollen Betrieb.


Erich Imboden ist der neue COO der Gstaad Airport AG

Röbi Möhl:
Erich, was heisst für Dich Winterbetrieb?

Erich Imboden:
Unsere spezielle Lage hier im Saanenland mit der Piste praktisch drei Monate im Schatten der Dorfflüeh bedeutet, dass die Piste, wenn nicht schneebedeckt, so doch immer mindestens nass ist. Mit Temperaturen unter Null besteht dann Vereisungsgefahr. Zudem liegt der ganze Flugplatz in einem Kaltluftsee mit Risiko zu Nebelbildung schon in den frühen Abendstunden.

R.M.:
Euer Ziel ist die maximale Verfügbarkeit des Platzes von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Welche Mittel stehen Euch zur Verfügung?

E.I.:
Grundsätzlich arbeiten wir mit einem Festangestellten und weiteren vier Personen auf Abruf. Zwei sogenannte Kehrblasmaschinen und eine Schneefräse gehören zu unserer Ausrüstung und sind ständig verfügbar. Die Pfad- Schaufel beseitigt den Schnee, unmittelbar nachher folgen die Bürsten sowie ein querstehendes Gebläse, und letztlich wird ein flüssiges Enteisungsmittel auf Basis von 50 % Kaliumformiat gespritzt. Für die Pistenfläche von 1400 x 40 Metern genügen ca. 500 Liter pro Durchgang für die optimale Wirkung.


Die beiden Kehrblasmaschinen sorgen, zusammen mit ihren fleissigen Operateuren, für sichere Landungen und Starts im Winter


R.M.:
Was macht Ihr bei grösseren Schneemengen?

E.I.:
Diese Massen müssen dann wie im Strassenunterhalt mit einer Fräse auf Lastwagen verfrachtet und weggefahren werden. Der ganze Prozess geschieht nach Weisungen des BAZL bezüglich Schneeprofil am Pistenrand, um die Flügelfreiheit zu garantieren. 

Das sogenannte Winterdienstkonzept wird jährlich publiziert und kontrolliert.

R.M.:
Lohnt sich dieser respektable und relativ teure Aufwand?

E.I.:
Man muss die Bedeutung des Flugplatzes Saanen als Gesamtes betrachten. Der wirtschaftliche Wert für die Region als Tourismusdestination ist unbestritten. Wie erwähnt, unser Ziel ist eine maximale Verfügbarkeit des Platzes, auch im Winter. Natürlich reicht der Winterdienstzuschlag auf die Landetaxe nicht zur Deckung der Betriebskosten, aber ein effektiver Winterdienst ist nunmal unumgänglich, und wenn Mehrkosten entstehen, muss der Flughafen diese tragen können. 

R.M.:
Genau! Dasselbe gilt auch für andere Plätze, ja selbst für grosse Flughäfen wie Zürich oder Singapur, die sich zu eigentlichen Besucher- und Unterhaltungszentren entwickelt haben.

E.I.:
Das wollen wir im Saanenland bewusst nicht anstreben. Wir wollen unseren Kunden einen sicheren, diskreten und komfortablen Service bieten.

R.M.:
Kannst Du uns trotz Diskretion ein paar Angaben zu den Frequenzen geben?

E.I.:
Ja, gerne. Wir haben eine jährliche Limite von 8200 Bewegungen, die wir aber 2023 nicht erreichten. Ein Drittel davon wird von Helikoptern beansprucht. Diese Helikopterbewegungen stammen sowohl von Besuchern als auch von der Air Glaciers, die in LSGK bekanntlich eine wichtige Betriebsbasis betreibt. Nach Abzug der Schleppflüge für die Segelflieger bleiben rund 4500 Bewegungen für den allgemeinen Motorflug, wovon die Hälfte mit PC12 geflogen wird.

Der EC-135 der Air Glaciers steht jederzeit für Luftrettungen bereit

R.M. :
Ein erstaunlich populär gewordenes Flugzeug! Die Produktion der Pilatus-werke läuft auf Hochtouren, und es ist bekannt, dass im Sommer 2023 in Stans das zweitausendste Exemplar davon ausgeliefert wurde.
Welche Destinationen werden von Saanen aus angesteuert?

E.I.:
Klar eine grosse Vielfalt. Aber Südfrankreich – z. B. Cannes – oder London Biggin Hill und Spanien sind oft auf den Flugplänen. Oder auch Griechenland mit einer Distanz von rund 1700 km liegt gut in der Reichweite des PC12 mit 3,5 Stunden Flugzeit und vernünftiger Beladung.

R.M.:
Welches war das grösste Flugzeug, das je in Saanen landete?

E.I.:
Das war im Jahr 2019 eine Bombardier Global 7500 mit einer Flügelspannweite von fast 32 Metern, damals für einen Promo-Event von Bombardier. Die grössten Jets, welche wir immer wieder mal zu Gast haben sind die Dassault Falcon 900 oder Falcon 8x.

Die Bombardier Global 7500 ist der grösste Jet, der je in Saanen gelandet ist
(Foto: https://businessaircraft.bombardier.com)


R.M.:
Auf wieviele Mitarbeiter kannst Du Dich stützen und welche Herausforderungen stehen in Zukunft an?

E.I.:
Frau Marti führt die Administration und das Sekretariat, und im C-Büro regeln fünf Personen den Bodenbetrieb in Schicht. Dazu kommt noch ein Feuerwehrspezialist.
Sicherheit und Nachhaltigkeit sind für mich in Zukunft besondere Anliegen. Wir werden dieses Jahr in einer ersten Etappe unser PV-Anlage-Projekt in Angriff nehmen und suchen nach Möglichkeiten und Lösungen, um Sustainable Aviation Fuel (SAF) hier in Saanen erhältlich zu machen.
Im Jahr 2024 wird auch die Südseite des Flugplatzes noch eingezäunt, was ein Erfordernis der Sicherheit ist.

R.M.:
Was möchtest Du unseren Lesern aus der FGS und der weiteren General Aviation noch sagen?

E.I.:
LSGK ist definitiv eine Reise wert! Egal, ob ihr eine Falcon 8X oder eine C152, eine AW139 oder einen R22 fliegt, ihr seid jederzeit herzlich willkommen! 

R.M.:
Danke, lieber Erich, für den interessanten Austausch.

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