Seerettungsübung der Schweizer Luftwaffe


(von Hans-Peter Zimmermann)


Seerettung FD SERE


Wir lesen in der Zeitung, dass ein Militärjet-Pilot Schwierigkeiten mit einem Triebwerk hatte und sich mit dem Schleudersitz retten konnte. Dass er anschliessend in einen See fiel und dort ohne Probleme gerettet werden konnte, nehmen wir als selbstverständlich hin. Es ist jedoch alles andere als selbstverständlich. Was ist, wenn der Sitz sich im Wasser dreht, der Pilot die Orientierung verliert und in Panik gerät? Was ist, wenn der Fallschirm auf ihn fällt und er sich nicht befreien kann? Was ist, wenn er zu lange im kalten Wasser warten muss und erfriert?

All das muss geübt werden, und dafür ist die FD SERE zuständig. FD bedeutet Fachdienst und SERE steht für «Survival, Evasion, Resistance, Extraction».

Wir Schweizer Aviatikjournalisten SAJ waren zu einer der Übungen am Neuenburgersee am 5. Juli 2023 eingeladen. Um 8:30 Uhr wurden wir am Flugplatz Payerne mit zwei Duro-Fahrzeugen abgeholt und an den Strand von Forel chauffiert (oder besser «verschoben»; wir sind ja im Militär). Dort nahm uns der überaus sympathische Major im Generalstab Tobias Müller in Empfang, der vom Aussehen her George Clooney in nichts nachsteht. Er ist der Chef des FD SERE und selber Militär-Helikopterpilot.


Maj i Gst Tobias Müller, C FD SERE (2. von rechts) und Nadine Schröder, Leiterin Kommunikation der Luftwaffe (rechts)
beim Empfang am Strand von Forel.


Das Wetter war ganz am Anfang noch recht bescheiden, aber es wurde gegen Mittag immer besser.


Zusammen mit Gästen aus der Romandie nahmen insgesamt etwa 16 Journalisten am Anlass teil.


Dieses Dingi führt jeder Jet-Pilot unter seinem Schleudersitz mit sich. Es bläst sich auf, sobald es mit Wasser in Berührung kommt.


Dieses Dingi für bis zu 15 Personen führen die Militärhelikopter mit sich, wenn sie grössere Strecken übers Wasser fliegen:

Das Dingi für Militärhelikopter enthält unter anderem einen Wasserfilter, mit dem man Meerwasser zu Trinkwasser verwandeln kann. Das ist besonders wichtig bei Auslandseinsätzen.


An diesem Superpuma-Mockup wird die Evakuation geübt für den Fall, dass ein Helikopter notwassern muss. Dabei gibt es zwei mögliche Fälle:

a) die Passagiere können im Schwebeflug ins Wasser springen.
b) der Helikopter ist schon im Wasser, und die Passagiere müssen sehr schnell evakuiert werden, bevor der Heli untergeht, was extrem rasch passieren kann, denn die Schweizer Armeehelikopter verfügen über keine Floats (die Gründe dafür würden ein paar Bundesordner füllen 😉):



Links vom Steg liegen die Übungs-Schleudersitze bereit, mit denen die Jetpiloten lernen können, in jeder Lage die Orientierung zu behalten:


Und hier lernt gerade einer, wie man sich systematisch vom Gewirr des Fallschirms befreit:


Hanspeter Mettler, der Präsident der Schweizer Aviatikjournalisten, lauscht interessiert den Ausführungen…

…von Tobias Müller, nachdem der E135 gelandet ist.

Mit diesem Rettungsgurt werden die Piloten und Passagiere später aus dem Dingi gerettet.

Zum Mittagessen wurde uns ein Lunchpaket ausgehändigt, das wir zwischen Piloten, Load Mastern, Militärtauchern und spielenden Kindern verzehren durften.


13:30 Uhr: Auftritt Superpuma. Er lässt jetzt wenige Meter über dem See ein paar Übungsteilnehmer ins Wasser fallen. Die sollen im Dingi warten, bis der E135 sie mit der Winde herausholt.

Dann gab’s – wie so oft im Militär – einen kleinen «Durchhänger», weil der Wind zu stark blies. Einige Journalisten nutzten diese Pause für ein kleines Nickerchen:

Ich selbstverständlich auch, ich bin ja schliesslich nicht mehr der Jüngste…

Kurz vor 15 Uhr bekam der E135 dann endlich den Startbefehl:

…und die armen Soldaten wurden endlich aus ihrem Dingi befreit.


Trotz kleinem Durchhänger hat es sich für mich gelohnt, am 5.7.2023 nach Payerne zu fahren. Ich habe alte Bekannte getroffen, neue Menschen kennengelernt und nebenbei meinen militärischen und fliegerischen Horizont erweitern dürfen.
Vielen Dank an die Organisatoren!

Die Fotos dürfen frei verwendet werden. Ich habe dafür gesorgt, dass kein Soldatengesicht erkennbar ist. Das ist wichtig, weil ja die Schweizer Armee auch in ausländischen Krisengebieten eingesetzt wird. Eine Ausnahme bilden die beiden Chefs, Major Tobias Müller und Oberstleutnant Rolf «Wizzo» Bösch («Commander Bösch» im Journalistenjargon), die uns ausdrücklich erlaubt haben, ihr Konterfei zu publizieren.
Hier sind noch ein paar weitere Aufnahmen. Viel Spass!


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