(von Reto Burri)
Freitag, der Dreizehnte, was der wollen bringen mag? Unterwegs mit sechs Flugzeugen und neun waghalsigen Piloten. Auslandflug, Zoll, simples «jep» vom Tower, Schweineklasse, Crème de la Crème von Oldtimerflugzeugen, Bier, Currywurst und eine atemberaubende Show des Blanix-Teams. Das ist Hahnweide.
Am Freitag, dem 13. September 2019, trafen die Flugzeuge HB-ORA, HB-UAF, HB-YLK und F-PTBG aus Reichenbach zur HB-OQB und der HB-XVC auf Thun-Airfield aufeinander.
Die Zollanmeldung war gemacht, und so konnten wir um 09:45 Uhr bei besten Wetterbedingungen abheben und via WIL und TRA nach Donaueschingen fliegen. Andi Furrer meldete uns korrekt an, und wir konnten via Z mit dem Landeanflug beginnen. Alle weiteren Meldungen an den Tower, ob in deutscher Sprechfunktechnik angewandt oder in englischer Voice, wurden mit einem kurz gehaltenen «jep» bestätigt. Alles gut gegangen und happy gelandet, befüllten wir unsere Vögel mit AVGAS und betankten auch die Pilotenmägen mit einem wunderfeinen Tagesteller (Cordon Bleu, Gemüse und Beilage) im Flughafenrestaurant.
Wohlgenährt starteten wir die Motoren und flogen weiter nach Nordosten. Ziel: Die Hahnweide südlich von Stuttgart. Wenige im Low-Levelflug und Schweissnaht, andere in etwas grösserer Höhe die wunderschöne Landschaft von Süddeutschland geniessend.
Auf der Frequenz von EDST war sehr viel los, da viele Flugzeuge im Anflug, andere sich im Ausflug befanden, und der Jonas hatte auch noch Probleme mit dem Schleppseil. So wurden wir vom Tower angehalten doch mal langsam in Flugplatznähe zu kommen und gut rauszuschauen, da viel los sei.
Doch der Anflug und die Landung gelangen vorzüglich; wir wurden herzlich willkommen geheissen und durften nach der Landung links abdrehen und auf unseren Parkplatz rollen.
Für die meisten von uns war dies keine Überraschung, doch im Cockpit der HB-UAF schaute man sich verdutzt an. Das Praga Baby gehörte doch definitiv in die Flightline, den privilegierten Standplatz bei den Zuschauern, und nicht auf den Parkplatz Süd, den wir liebevoll «Schweineparkplatz» nannten. Doch der Befehl war klar, und schweren Herzens trat der Pilot des besagten Prachtstücks auf das linke Pedal, um sein Baby auf dem Parkplatz Süd abzustellen.
Yak 52 auf dem Parkplatz Süd (Schweineparkplatz)
Wir begaben uns anschliessend mit dem Shuttlebus in die Pilotenzone, erledigten dort unser Check-in und erfrischten uns mit kalten Getränken und kleinen Häppchen. Dann war die Zeit gekommen für ein kaltes, frisches Bier beim allseits beliebten Bierstand. Unser Weg war anstrengend, schlenderten wir doch durch viele Zuschauern und entlang der besagten Flightline. P51 Mustang, Supermarine Spitfire, Messerschmidt Bf 109, Sea Fury t20, North American AT-6, PZL-106 Kruk, Rockwell OV-10 Bronco, Bücker, Pilatus P2, Pilatus P3 und viele mehr zogen unsere Blicke auf sich und luden zum Verweilen und Staunen ein. Eine Riesensammlung an wunderschönen Flugzeugen.
Flightline bei Nacht
Endlich erreichten wir unseren Bierstand und prosteten einander wohlverdient zu. Nun war die Glückseligkeit vollkommen. Ein Bier, vielleicht auch zwei, die Flugzeuge der Flightline in der Luft zu sehen, begleitet von Stern-, Reihen- und Boxermotorenmusik und das Ganze in guter Gesellschaft, was braucht das Männerherz mehr.
Langsam neigte sich der Tag zu Ende als auf der Startbahn 31 zwei Schleppzüge ins Abendrot abhoben. Zu passender Musik zauberte das Redbull Blanix-Team ein Feuerwerk, aus Präzision und Eleganz, unterstützt von feiner Pyrotechnik, in den Abendhimmel – Gänsehaut pur – ja das gibt’s auch bei Männern.
RedBull Blanix Team
Mit einem feinen Nachtessen und noch einem Bier liessen wir bei hochkomplexen Fachgesprächen über das soeben Erlebte den Abend ausklingen. Auf unterschiedlichste Weise nahmen wir unsere Wege zur Unterkunft in Angriff. Schliesslich fanden alle ihren Schlafplatz. Die Erinnerungen des Tages verfolgten uns auch in unseren Träumen.
Am Samstag genossen wir bei bestem Wetter und im Flügelschatten des Praga Babys das abwechslungsreiche Programm am Hahnweidehimmel. Unglaublich, so viele Seltenheiten in so kurzer Zeit zu sehen.
Das Praga Baby als Schattenspender
Ein weiteres Highlight war die Bleriot XI. Der Schwede Mikael Carlson restaurierte mit einem enormen Aufwand und unter Verwendung zeitgenössicher Werkzeuge und Verfahren, seine Bleriot XI und hauchte dem Scheunenfund ein zweites Leben ein.
Er pilotierte sein Fluggerät auch selber und schwebte majestätisch, aber auch ein bisschen agil und wackelig, über den blauen Himmel der Hahnweide. Noch eine Runde über dem Platz, und er setzte zum Landeanflug an… und plötzlich setzte der Motor aus! Jetzt brummt er wieder, dann erneut ein Aussetzer.
Bleriot XI
Zum Glück beruhigte uns der Speaker und erklärte den Zuschauern, dass dieses Flugzeug über keinen Gashebel verfügt. Es gibt bei diesem Flugzeugtyp nur die Stellungen „Vollgas“ oder „Motor aus“. Durch die Unterbrechung der Zündung wurde der Sinkflug für die Landung kontrolliert, und die Bleriot setzte seidenweich auf der Graspiste auf. Die Zuschauer und natürlich auch wir applaudierten herzhaft.
Im Laufe des Nachmittags unternahmen wir einen Rundgang auf dem Parkplatz Süd und waren erstaunt, wie viele Flugzeuge sich jetzt auf dem Festgelände befanden, darunter auch namhafte Exemplare wie das Praga Baby, PA-18-150, PA-18-180M, Vans RV4, Brügger Kolibri, Beechcraft Bonanza 35, FW Piaggio 149d, YAK 52, Robin DR-400 und viele andere.
Den Samstagabend liessen wir in ähnlichem Rahmen ausklingen und wurden Zeuge eines weiteren Highlights. Der vorher beschriebene Schwede begab sich mit seiner Fokker Dr.1 in die Luft. Dieser Flugzeugtyp ist auch bekannt als «Roter Baron». Der Speaker klärte uns über die Herkunft des seltsamen Namens auf, denn in den Jahren 1917 und 1918 kämpften Manfred Freiherr von Richthofen und seine Kameraden an der Westfront. Sie sahen den Luftkampf als sportlich-technische Herausforderung, und der Gegner sollte wissen, von wem er abgeschossen wurde, darum trugen die Flugzeuge damals den auffälligen Farbanstrich.
Fokker Dr.1