Flugzeugbeschaffungen der Luftwaffe seit 1946

Ein beliebtes Buch von René Zürcher


Unter unseren Lesern gibt es bestimmt ein paar Fans der Schweizer Luftwaffe. Daher veröffentlichen wir hier gerne ein Interview mit dem Autor dieses Buches, das eine (der Redaktion leider unbekannte) Zeitung einmal geführt hat:

Das Buch umfasst die Geschichte der Flugzeugbeschaffungen seit 1946 für die Schweizer Luftwaffe. Wie sind Sie dazu gekommen ein solches Buch zu realisieren?

René Zürcher: Die Idee, aus dieser Materie ein Buch zu machen, kam erst spät. Begonnen hat alles mit einem Dokument der ehemaligen Direktion der Militärflugplätze mit dem Titel „Flugzeug-Chronik“, das ich 1982 während meiner Tätigkeit bei der Luftwaffe geerbt habe. Das Dokument wurde damals amtlich nicht mehr weitergeführt. Darin fand sich auch eine einfache Liste mit allen Erprobungen und Vorführungen seit 1945. Diese Liste habe ich bis zum heutigen Tag als Hobby weitergeführt. Nach meiner Pensionierung 2008 fand ich Zeit, dieses Kapitel der Schweizer Luftfahrt-Geschichte vertieft zu bearbeiten. Erst vor einigen Jahren kam, nicht zuletzt auf Drängen von Freunden, der Gedanke, ein Buch zu produzieren. Aufhänger war dabei nicht etwa der Text, sondern die zahlreichen meist noch nie veröffentlichten Bilder. Daraus entstand aus einem Hobby das vorliegende Buch.

Wie sind Sie zu den Informationen gekommen?

René Zürcher: Auf Grund meiner beruflichen Tätigkeit bei der Luftwaffe hat sich einiges an Informationen angesammelt. Hilfreich waren auch viele Bücher und Zeitschriften der vergangenen Jahrzehnte, vorhanden in meiner privaten Bibliothek. Zahlreiche Tage im Bundesarchiv mit gezielten Recherchen haben dann zusätzlich einen wesentlichen Beitrag zum Inhalt geliefert. Ohne diese grosse Hilfe wäre das Werk wohl nie entstanden.

… und wie zu den Fotos?

René Zürcher: Während der Jahre hat sich einiges an Fotomaterial angesammelt, zum Beispiel Pressefotos von Herstellerfirmen. Daneben hat auch hier das Bundesarchiv einen grossen Beitrag geleistet. Ab 1973 bis zum heutigen Tag war ich bei den meisten Evaluationen und Erprobungen selbst dabei und konnte so eigene Aufnahmen erstellen.

Konnten Sie alle Flugzeuge und Helikopter abdecken oder gibt es noch Lücken?

René Zürcher: Die Liste mit den Übersichten der Erprobungen ist wohl mehr oder weniger vollständig, hingegen konnten nicht zu allen aufgeführten Ereignissen detaillierte Angaben gefunden werden. Hier würden sich weitere Besuche in verschiedenen Archiven wohl noch lohnen. Einige Lücken konnten Leser des Buches bereits schliessen.

Was zeigt der Blick respektive die Erkenntnis auf die Beschaffungen der letzten 75 Jahre?

René Zürcher: Kurz nach dem Krieg war klar, dass man die Luftwaffe möglichst rasch mit genügend neuen Kampfflugzeugen ausrüsten sollte. Das hierzu notwendige technische und taktische Wissen war in der Schweiz limitiert. Deshalb konnten neue Kampfflugzuge wie Vampire, Venom und Hunter relativ problemlos beschafft werden. Man war auf die vorhandenen Informationen angewiesen. Die ganze Geschichte hat sich dann mit den Eigenentwicklungen P-16 und N-20 verändert. Ebenfalls kamen zusätzliche Länder als Lieferanten in Frage. Erwähnt seien Frankreich, Italien oder Schweden. Dies hat dann zu zahlreichen Reisen ins Ausland geführt, wo viele Flugzeuge durch Schweizer Piloten erprobt werden konnten. Seit dieser Zeit spielt die politische Komponente leider die wichtigere Rolle als die reine Technik.

Gibt es eine Beschaffung eines Flugzeugs, die – aus ihrer persönlichen Beurteilung –hätte durchgeführt werden sollen?

René Zürcher: Zur damaligen Zeit im Jahre 1972 wäre die Beschaffung des A-7 Corsair sicher ein richtiger und wegweisender Entscheid gewesen. Hier hat die Politik wohl entgegen jeglicher Vernunft anders entschieden.

Gibt es eine Beschaffung eines Helikopters, die – aus ihrer persönlichen Beurteilung – hätte durchgeführt werden sollen?

René Zürcher: Meine Antwort ist eigentlich nein. Man hat zwar lange Jahre über die Beschaffung bewaffneter Helikopter diskutiert. Eine vernünftige Option für die Schweiz gab es meines Erachtens wohl nie. Heute sieht die Situation in Bezug auf Grosshelikopter etwas anders aus.

Gibt es ein Flugzeug oder einen Helikopter, zu dem Sie ein spezielles Verhältnis haben?

René Zürcher: Ich konnte während meiner Tätigkeit bei der Luftwaffe als Passagier und Nachrichtenoffizier auf praktisch allen Flugzeugen bis hin zu Mirage und F-5 mitfliegen. Der Hunter war immer der Favorit, der Mirage dafür der GT.

Haben Sie schon Reaktionen von Lesern auf die Publikation erhalten? Und wenn ja, wie fielen die aus?

René Zürcher: Ich habe zahlreiche nur positive Rückmeldungen erhalten. Vor allem aus Kreisen der Luftwaffe wurde vermerkt, dass dies ein wichtiger, bisher noch nie veröffentlichter, Beitrag zur Geschichte der Schweizer Luftwaffe darstelle. Einige Leser haben mir auch sehr wertvolle Ergänzungen und Bilder zum Inhalt geliefert. Daneben habe ich mehrere Wünsche nach Bildern und zusätzlichen Informationen erhalten und damit auch neue Bekannte gewonnen.

Gibt es bereits Ideen für ein weiteres Projekt?

René Zürcher: Ein weiteres Projekt wäre die Geschichte jedes einzelnen Flugzeuges unserer Luftwaffe seit 1946. Die entsprechenden Daten und Bilder sind bei mir eigentlich vorhanden. Etwas ambitiöser wäre wohl das Projekt eines Buches zur Schweizer Luftwaffe im Kalten Krieg. Dabei stellt sich neben meinem Alter auch immer die Frage der finanziellen Situation. Solche spezifischen Bücher haben immer einen limitierten Leserkreis.


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