Bericht Aero 2022 Friedrichshafen


(von Hans-Peter Zimmermann)


Die eMagic One der deutschen eMagic Aircraft (zur Zeit in der Flugerprobung) ist elektrisch angetrieben und kann senkrecht starten und landen. MTOW 420kg. Wann wird diese Art zu fliegen normal und wir herkömmlichen Piloten zu unverbesserlichen Nostalgikern?


Meine knapp dreistündige Stippvisite an der Aero Friedrichshafen nach der Hauptversammlung der Schweizer Aviatikjournalisten in Teufen konnte mir natürlich kein umfassendes Bild vom momentanen Stand der Fliegerei liefern.
Zu spüren ist jedoch überall ein Trend zu mehr Nachhaltigkeit. Diamond Aircraft verspricht beispielsweise, im Jahr 2024 ein zweisitziges, elektrisch betriebenes Schulflugzeug in Serie zu schicken, mit deutlich höherer Reichweite als man das bisher bei eFlugzeugen kennt.
H2FLY aus Stuttgart geht noch einen Schritt weiter und setzt auf Wasserstoff. Ihre HY4 ist vor der Messe emissionsfrei von Stuttgart nach Friedrichshafen geflogen.
Ich bin mir allerdings nicht so sicher, wie ernst es den herkömmlichen Flugzeugbauern mit der Nachhaltigkeit ist. Irgendwie geht mir das alles viel zu langsam, und Elektroantriebe dürften ohnehin schon Vergangenheit sein, bevor sie überhaupt in der Gegenwart richtig ankommen. Vielleicht wird es in der Aviatikbranche ähnlich gehen wie in der Filmindustrie, dass nämlich die bisherigen Player einen zu engen Horizont haben und eines Tages durch Visionäre wie Elon Musk überrumpelt werden und in der Versenkung verschwinden.

Mit derselben Skepsis betrachte ich die Ankündigung der Junkers-Werke, die JU-52 neu zu bauen und als JU-52NG mit modernen Motoren auf den Markt zu bringen. Ist das nicht ein verzweifelter Versuch, die Vergangenheit zu bewahren, so nach dem abgewandelten Trump-Motto «make aviation great again»? Wäre es nicht schlauer, in die Zukunft zu schauen und den Übergang von der Erd- zur Luftepoche aktiv mitzugestalten?

Ja, es ist sicher richtig, dass die General Aviation durch die Corona-Pandemie einen Aufschwung erlebt hat, zum einen weil man nicht ins Ausland reisen konnte und sich manch einer endlich eine Pilotenausbildung gegönnt hat, zum anderen weil viele wohlhabende Menschen privat fliegen wollten, um sich nicht anzustecken. Aber dieser Aufschwung könnte von kurzer Dauer sein, wenn sich die Branche nicht ernsthaft neue Konzepte überlegt. Und zwar müssen es revolutionär neue Konzepte sein; nur das bisherige Denken ein bisschen zu modernisieren, das wird nicht genügen.



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