von Felix Deutsch, Segelflugverband der Schweiz SFVS
Die Sektion Mittelschweiz des Aero-Clubs führte im Auftrag des Schweizerischen Aero-Clubs vom 15. Februar bis zum 15. März 1922 in Gstaad einen Anfängerkurs für motorlose Flüge durch. Der motorlose Flug war in der Schweiz zu diesem Zeitpunkt noch nicht gross bekannt und man erkannte darin ein grosses Potential. Der «Concours d’Avions sans Moteur» wurde ausgeschrieben und durch die Hoteliers sowie den Verkehrsverein grosszügig unterstützt.
An der Generalversammlung des Aero-Clubs am 12. März 1922 im Hotel Victoria in Gstaad, welcher auch die Gründung der Aero-Revue voranging, wurde der motorlose Flug als offizielle Form des Flugsports aufgenommen.
Unter der Leitung des deutschen Fluglehrers Willy Pelzner nahmen 4 Piloten, Francis Chardon aus Bern, J. Spalinger aus Dübendorf, Hugo Schmid aus Zürich und A. Cuendet aus Thun am Anfängerkurs teil. Mit 5 Gleitern der Typen Pelzner I und II, Spalinger, Sitzgleiter Gothaer und einer Konstruktion des Gleit- und Segelflugvereins Thun konnten 137 Flüge von 9 bis 40 Sekunden geflogen werden.
Lukas Kappenberger, Röbi Möhl und René Zürcher haben die Geschichte der Fliegerei im Saanenland in ihrem lesenswerten Buch «Come up – Touch down» ausführlich dokumentiert.
Seit den ersten Gleitflügen bei der Mattenschanze am Fusse des Eggli vor 100 Jahren sind dank der technischen Entwicklung und Erfahrung der Piloten heute bis zu zehnstündige Flüge über mehr als 1’000 Kilometer möglich geworden. Die Regionen Simmental, Gstaad-Saanenland und Pays-d’Enhaut sind für den Segelflug ein ausgezeichneter und attraktiver Startpunkt. Die Flugplätze in Zweisimmen und Saanen sind bei den Piloten für Alpen- und Streckenflüge sowie Familienferien sehr beliebt.
Die Segelflieger gedenken dieser Pioniere in Ehren, Anerkennung und Dankbarkeit. An einem würdigen Ort in Gstaad werden wir diesem historischen Ereignis ein Denkmal setzen.